Leonardoaustellung: Bericht


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Abgeschickt von Martine am 20 Maerz, 2000 um 17:13:17

Hallo Dunnetties,
gestern, am letzten Tag, wer hätte es auch anders von mir erwartet;-) hab ich es noch in die Leonardoausstellung geschafft. Und ich sage euch, ihr habt was verpaßt.

Den Beuys , ich muß des gestehen, habe ich mir komplett gespart, ich kann wenig mit dem anfangen was er so machte, als Mensch finde ich ihn ganz bemerkenswert, aber seine Kunst bleibt mir wohl immer fremd.

Dafür habe ich mir umso mehr Zeit für den Codex genommen und mich lange vor den 36 Schaukästen mit den Blättern aufgehalten. Ich wurde, als alter Papierliebhaber schon sehr ehrfürchtig vor den 500 Jahren die zwischen dem der es schrieb und denen die es ansahen lagen.

Natürlich steht da nach unserem heutigem Weltbild ne Menge Unsinn drin, aber gerade die Mechanik die er erforschte, oder die physikalischen Experimente die er durchführte sind noch heute gültig. Nicht immer kommt er zu den richtigen Schlüssen, aber wir sollten unsere Nasen nicht so hoch tragen: ohne die Menschen der Renaissance, die Wissen und Forschen vor den Glauben setzten, würden wir noch heute täglich 2x zur Messe rennen und Kranken Weihwasser auf die Ohren tropfen...


Die Blätter sind dicht beschriebene Seiten, in Spiegelschrift, wie es für Linkshänder besser ist, da die schreibende Hand die Tinte so nicht verschmiert, manchmal sogar noch mit Randnotizen versehen und dazwischen kleinere oder größere flüchtige Skizzen zu seinen Experimenten.
Schön zu sehen, wie sich die Schrift änderte, mal wurde sie flüchtig und klein, und verbraucht wenig Tinte, mal größer und fester, und dunkler von viel Tinte, je nach dem Lauf der Gedanken und (meine Hypothese) auch je nachdem er einen Gedankengeng ganz ausformuliert oder ob er nur geschwind etwas herunter notierte, was noch nicht ganz ausgereift war.

Zu dem Raum mit dem Codex gab es einen Hörraum, in dem seine Texte vorgelesen wurden. Der Vorleser begann jedesmal in jenem Toskanisch in dem Leonardo auch schrieb, das wurde nach und nach überdeckt von der deutschen Übersetzung, manchmal auch unterbrochen von einem englischen Absatz. (Wahrscheinlich eine Hommage an Billy The Gates).

Von der Beschreibung der Experimente ging es zur Ableitung der Schlüsse und dann zu seinem philosophischen Überbau, den er anhand seiner Schlüsse immer wieder einbezog. Und ich fand seine Art zu denken überaus bemerkenswert, geradezu modern. Keinerlei Einschränkung oder Grenzen und manchmal unglaubliche schöne Worte.

Der dritte Teil war eine Computer-/Installation in der einige der Experimente aufgebaut waren, und ein Computerprogramm, das es ermöglichte den Codex am Bildschirm in deutscher Übersetzung zu lesen, und trotzdem das Gefühl vermittelte, daß man das Buch vor sich hätte. Wenn man wünschte, wurde sogar Spiegelschrift angezeigt.

Ein Lesebalken (ähnlich einem durchsichtigen Lineal, ungefähr 4 cm breit) konnte über die eingesannten Buchseiten geführt werden, in dem Lesebalken, erschien dann die deutsche Übrsetzung der Stelle auf der man gerade war, ringsum blieb das „Orginal“ erhalten. Sehr hübsche Software, Corbis hieß die Firma, sollte man sich merken....


So, das wollte ich noch kurz erzählen,

Grüße Martine

versäumt nicht, falls es in eure Nähe kommt hinzugehen...

undwer es noc nicht gemacht hat, guckt sich nocmal den Link an?



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