Abgeschickt von Heike am 24 November, 2000 um 11:33:31:
Antwort auf: KH fertig! von Grisel am 24 November, 2000 um 00:05:34:
Grisel schreibt:
: Gestern war es soweit - fertig. Und: AUTSCH!!! Ist eines von der
: Sorte Bücher, die wehtun. Zumindest das Ende.
: Ich finde es immer wieder faszinierend, wie diese Autoren einen
: mitreissen. War genau wie bei PIF. Ich wußte ganz genau, wie es
: ausgeht, und habe trotzdem bis zum Ende gebangt und gehofft.
Bei mir war's noch schlimmer. Ich kannte ja Thorfinns Geschichte und wußte, daß er als alter Mann in seinem Bett starb. Und als Thorfinn/Macbeth dann auch noch Dunsinane überstanden hatte, dachte ich eigentlich, die Sache ist gegessen. Wer hätte denn geahnt, daß DD ihn dann auf der vorletzten Seite ins Gras beißen läßt!
: Ich hoffe, ich habe da etwas falsch verstanden, es war doch nicht
: etwa wirklich Thorkels Schuld, daß es so ausgegangen ist?
Nein. Thorkels Entscheidung war sicher nicht die klügste, aber für das Ende war sie sicher nicht ausschlaggebend. Thorfinn wußte ganz genau, daß Orkney nur unter optimalsten Bedingungen eine (wenn auch nur sehr geringe) Chance hatte, einem norwegischen Angriff zu widerstehen - daher auch seine politischen Manöver, die daraufhin abzielten, es nie soweit kommen zu lassen. Mit dem Verlust seiner Flotte war die Chance auf aussichtsreiche Verteidigung sowieso dahin. Historisch lief es übrigens ähnlich, als nach dem Tod des historischen Thorfinn (wahrscheinlich so um 1064 oder 65) die norwegische Invasionsflotte auf dem Weg nach England die Orkneys besetzte, hatten die Earls (Paul und Erlend) dem nichts entgegenzusetzen.
Für DD's Thorfinn/Macbeth war seine Entscheidung, sich von Malcolm töten zu lassen, die einzig sinnvolle. Im besten Fall hätte er ein (unsicheres) Alba gewonnen und die Orkneys verloren, wäre aber physisch nicht mehr in der Lage gewesen, den Anforderungen an einen König gerecht zu werden.
: Und wie wahrscheinlich ist es, daß Thorfinn und Macbeth derselbe
: waren? Ist das nur eine Idee Dunnetts, oder gibt es dafür Indizien?
Es ist eine Idee Dunnetts. Sie kam ihr während der Recherchen zu KH, weil die Lebensläufe von Thorfinn und Macbeth Parallelen aufweisen. Es gibt aber auch Gründe, die gegen ihre Theorie sprechen. Sieh doch mal auf die Dunnett-Seiten unter www.jthin.co.uk. In der 'Questions and Answers'-Sektion findest Du eine Antwort von DD auf eine meiner Fragen zu diesem Thema (für mich sprechen die bekannten Daten über die Frauen der beiden gegen die T=M-Theorie).
: Bei einer Autorin wie ihr würde es mich überraschen, wenn sie die
: Geschichte derart verändert.
Aber es ist doch alles nur Fiktion. Sehr gut geschriebene Fiktion, aber immer noch Fiktion.
: Gibt es noch etwas? Eine Gruppe von merry men im Gefolge Thorfinns
: habe ich eigentlich nicht wirklich entdeckt.
Thorfinn unterscheidet sich auch sehr von Lymond oder Nicholas. Er trägt von Anfang an Verantwortung und ist sich dieser auch bewußt, er ist ein Anführer seiner Leute. Neurosen wie Lymond kann er sich schlicht und ergreifend nicht leisten (beachte z.B. wie er die Beziehung zu seiner Mutter verarbeitet - verglichen mit Lymond). Und Freunde im eigentlichen Sinn hat er daher nur wenige - Sulien und Groa bleiben die einzigen.
Grüße
Heike