Rebecca Gablé: Grisel, au secours!


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Abgeschickt von Martine am 28 Dezember, 2000 um 19:56:40

Salut, Grisel!
Das wird jetzt wider ein ungerechtes Gehader über das Schreiben historischer Romane: Nimm es bitte nicht zu ernst.
Ich hab Gablé fast durch, und ich muß sagen, ich weiß jetzt was den Unterschied macht.

Also en garde, liebe Grrrris el Dissss!

Erstens, das Positive:
Also, es war nicht so schlecht wie ich befürchtete...
Es war eine lineare Geschichte über John Le Gaunt und Henry und Hal.
Das war's dann aber schon.

Und nun das unvermeidliche Gemecker:

Diese Frau ist also Historikerin? Fachgebiet 14. Jahrhundert?
Nur ein paar Punkte, die Liste läßt sich endlos verlängern.

Warum weiß sie nicht so ganz einfache Sachen, wie daß es eine in GANZ Europa verbreitete Gebärdensprache gab, die übrigens zum Lehrinhalt der Rhetorik gehörte und die Robin, wenn er im Kloster war, hätte auch kennen müssen? Und damit hätte sich Leofric wohl auch besser verständigen können.

Dann die Geschichte mit den Pferden.... ich bin mir nicht sicher, ab wann arabische Pferde eingekreuzt wurden, aber ich erinnere mich, daß das erste reinrassige arabische Zuchtpferd erst im 18. Jh. nach England kam. Und dort wurde es auch lange Zeit als Mißgeburt angesehen, da es so einen zierlichen Körperbau hatte. Gibt’s nicht einen Roman über die Geschichte? (König des Windes oder so? Weiß nicht mehr so genau.)
Turnierpferde waren die sogenannten Kaltblüter, die ganz und gar nicht phlegmatisch sind. Es sind robuste Temperamentbündel, die sehr wohl das Gewicht einer Rüstung tragen können, ohne daß ihnen nach drei Schritten das Kreuz durchkracht, und die auch die schweren Zusammenstöße während der Turniere überleben konnten. Feingliedrigere Pferde hätten sich alle Knochen gebrochen.

Dann stieß mir die Sprache immer wieder auf. Beim besten Willen und nach einigen Nachforschungen in meinem Bekanntenkreis: das Wort "nachhalten" im Sinne von "merken, behalten" ist weder oberhalb noch unterhalb des Weißwurstäquators geläufiges Vokabular.
Dafür hielt nicht nur ich es für einen Anglizismus. Das war aber nicht das einzige. Auch starke und schwache Verbflexionen sind für Gablé ein Stolperstein (ich habe immer auf "gepfeift" und "pfoff" gewartet). Ok, auch mein Deutsch ist polyglott eingefärbt. Aber warum haben die dann keinen Lektor rangelassen? Schließlich haben sie doch diesmal die Übersetzerkosten gespart? Oder etwa doch nicht?
Irgendwann, zwischen Seite 500 und 600 kam mir dann ein böser, sehr böser Verdacht, den ich lieber nicht öffentlich äußern möchte.

Und nun zu meiner bescheidenen Erkenntnis:

Ich hasse linear erzählte Geschichten.
Solche wie: erst das, dann passiert das, dann das, dann später das und dann das, also von a nach b nach c nach d usw...

Ich will Hirnfutter! Jawoll. Hirnfutter. Das andere ist mir zu langweilig. Langeweile kann ich immer haben. Überall. Ich liebe Bücher bei denen man aufpassen muß wie ein Luchs auf Pirsch, daß man zumindest mitkriegt, was die nächste Wendung auslöst. - (Was ist das für ein Geräusch? - Ah, gut. Katze schnarcht, ist nicht der Computer)

Und das hat Gablé mir nicht geschenkt.
Kennst du den DD-Test. Alle Leser wie Stefanie, angewidert weghören!
Also ich nehme ein Buch, fange an zu lesen. Ich bin eine ungeduldiger Leser, auch bei DD. Außerdem bin ich viehisch neugierig. Also passiert es öfters, daß ich einfach mal gucke, was so ein paar 50 Seiten später so los ist. Also mal so ein "Zwischenhäppchen" lesen, du verstehst?

Bei DD weiß ich dann nicht so genau was nun dazu geführt hat, daß das da grade so passiert. Und so richtig zusammenreimen kann ich mir das auch nicht. Also werde ich neugierig auf die dazwischen liegenden paar 50 Seiten. Bei Gablé konnte ich die getrost unter den Tisch fallen lassen.

Kannst du mich verstehen Gris?

Die ungerecht hadernde Martine wünscht schöne Tage zwischen den Jahren (oh, sogar Jahrtausenden)



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