Re: Ein paar Überlegungen, warum Dunnett uns nicht losläßt...


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Abgeschickt von Maria-Anna am 09 Februar, 2001 um 11:28:05

Antwort auf: Ein paar Überlegungen, warum Dunnett uns nicht losläßt... von Martine am 08 Februar, 2001 um 11:39:13:

Liebe Martine,

Ich habe mich auch öfters gefragt, warum mich die DD- Bücher so fazinieren. Natürlich liegt es zum Teil an der Lymondfigur, den Formulierungen und dem rasanten Ablauf. Aber dass kann es nicht alleine ausmachen , dass man beim Lesen total abtaucht und danach das grosse Bedürfniss hat sich über das Gelesene mit sich selbst und anderen auszutauschen.Und ich glaub, da hast Du recht, das es mit diesen "alltäglichen Szenen mit Wiedererkennungswert" zusammenhängt. Ich würde das noch krasser sehen: Die Szenen sind uns nicht nur bekannt, sondern für mich hatten sie oft etwas archetypisches an sich, also etwas von menschlichen (und manchmal schicksalhaften) "Grundsituationen", in die wir alle immer wieder reingeschubst werden. Und die uns die Wahl zwischen (psychologischen)"Grundreaktionen" geben. So z.B. deine Szene: Äusseres Konfliktverhalten zwischen Jugend und Alter Oder: Innerer Wiederstreit zwischen dem individuellen Bestreben und der Familiezugehörigkeit. Oder: Intellekt gegen Gefühl (ich denke, beide hätten sich ja von Anfang an am liebsten in die Arme genommen).

Ich denke, bei DD wimmelt es von solchen Szenen bzw. DD besteht aus solchen Szenen, und definiert dabei den jeweiligen Konflikt noch auf klarste. Und jeder Leser stellt sich dann automatisch die Frage : Wer hat mit seiner Reaktion "recht"? Wie hätte ich mich verhalten ?. Was löste die und jene Reaktionen an äusserem und innerem "Schicksal" aus ?

Ich glaube, wir alle waren schon mal in all den von DD dargestellten Situationen. Sonst wären sie ja auch nicht archetypisch. Mit grösserer oder geringerer Intensität haben wir auch alle bestimmt schon mal unser Schachspiel gespielt. In einer Situation wo man gezwungen ist, gegen seinen Willen eine Entscheidung zwischen 2 Menschen zu treffen, die man beide behalten will. Oder wo man zumindest innerlich aus Vernunftsgründen einen Persönlichkeitsanteil vergewaltigen muss (und oft bestimmt das Kindliche).

Ich frage mich auch, ob die Figuren von Dunnett (natürlich nur die Hauptfiguren, nicht die Hofschranzen usw.) Archetypen darstellen. Man sollte sie mal jede einzelne mit den antiken Göttern oder den Märchenfiguren vergleichen, da die ja geradezu Träger des Archetypischen sind. (Ich denke mir, Lymond ist sehr Hermes-ähnlich, und Kate wie Hera und Marthe wie Diana und Richard erinnerte mich oft an den grollenden Zeus und bei Jerott kommt mir am ehsten noch der Hans im Glück in den Sinn und Margarete ist natürlich Rumpelstielzchen ).

Und wenn archetypische Figuren in archetypischen Situationen agieren, sind wir vielleicht beim Lesen so gepackt und hingerissen und getroffen. So als würde man Märchen lesen oder die Illias oder...

Naja, ich bin Landwirtin und kein Psychologe oder Humanist. Vielleicht ist das alles Käse, was ich da so andenke. Ist ja auch erst 5 Uhr morgens.

Liebe Grüsse

Maria Anna



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