Abgeschickt von Karin am 19 Juli, 2002 um 11:02:32:
Auf Wunsch von Martine setze ich diesen Zeitschriftenartikel auch ins DD-Forum. Jenny W., warum ist dieser Artikel besonders fuer Dich interessant *neugierig*?
Viele Gruesse
Karin
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Der Charme der Bücher im Original
Englische Bücher boomen - weil die Übersetzungen oft schwach sind
Dass Inspektor Jury von Scotland Yard und sein adliger Freund Melrose sich nach all den gemeinsam bestandenen Abenteuern immer noch siezen, könnte britische Etikette sein. Da sie sich aber zwischendurch mal geduzt haben, ist es schlicht eine Schlamperei - an der die Autorin Martha Grimes allerdings unschuldig ist: You bleibt you.
Der Moment, in dem die Protagonisten zum vertraulichen "du" übergehen, ist immer einer der heikelsten für Übersetzer aus dem Englischen und oft Ansichtssache. Doch wenn sich einer mal dafür entschieden hat, sollten die Fortsetzungen sich dran halten, das heißt, neue Übersetzer müssen die Arbeiten ihrer Vorgänger gründlich lesen. Das aber kostet Zeit, und Zeit ist Geld - für die Verlage, die den jeweils neuen Bestseller aus dem Hause Grimes, Kerr und Co. so schnell wie möglich auf den deutschen Markt werfen wollen. Und für die unterbezahlte Zunft der Übersetzer. Das Dilemma ist bekannt, die Lösung - bessere Honorare, realistische Termine - zu teuer. Zumal ein Grisham, Ridpath oder Crichton sich meist auch in holpriger Übertragung mit Gewinn unters Volk bringen lässt.
Bei der amerikanischen Kult-Autorin Anne Rice ging diese Taktik allerdings nicht auf: Ihre romantisch-ironischen Vampir-Chroniken funktionieren auf Deutsch einfach nicht - ihre Fans setzen längst aufs Original. Und liegen heute voll im Trend: Die "englischen Ecken" in den Buchläden wachsen, Online-Händler wie amazon.de haben die Titel der US-Charts auf Lager - und die Leser haben mehr Spaß.
Ira Panic