Ein paar Gedanken zum Vortrag gestern abend


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Abgeschickt von Martine am 02 April, 2004 um 19:38:36:

Hallo Dunnetties,

ich wollte ein paar Gedanken zusammen fassen, auf die ich gestern beidem Vortrag gebracht wurde.
Gleich zu Anfang, der Vortrag ging über Geschichtsrezeption, und Postkolonialismus.
Es war ein Wissenschaftsgespräch zwischen zwei Historikerinnen.

Natalie Zemon Davis, (eine der bekanntesten Frühneuzeithistorikerinnen) die sehr viel über Frauen geforscht hat, und deren letzes Buch „Die schenkende Gesellschaft, vom Frankreich des 16ten Jahrhunderts handelte.

Die zweite war Rebekka Habermas, ebenfalls eine Historikern, die viel über die bürgerliche Gesellschaft ab dem 18ten Jh und deren Entwicklung forscht.

NZD schilderte.lange und ausgiebig ihren Weg von der politischen Geschichte zur Kultur und Sozialgeschichte und dann zu einem postkolonialen Gesichtspunkt
Besonders daran gefiel mir, wie sie uns darstellte, wie sehr Eurozentrismus auch immer noch in der Pespektive auf andere nicht europäische Gesellschaften eine Rolle spielt, und daß es für Historiker wichtig sei, in Erinnerung zu behalten, daß wir z. B. außereuropäische Zentren als Ränder bezeichnen und daher nicht ernst nehmen. Hier spielt immer noch die Sicht der Kolonialzeit und des Imperialismus eine große Rolle.

Sie endete mit einem Auerbachzitat in dem er anspricht, daß ein wirklicher Weltbürgers erst heimatlos werden müsse, um die Welt als seine Heimat begreifen zu können..
Da ich nicht mitgeschrieben habe, kann ich es nicht genau wiedergeben. Vielleicht kennt es ja jemand.

Rebekka Habermas sprach dagegen über die „deutsche Verspätung“ in der Geschichtswissenschaft. Anders als im französischen und angelsächsischen Raum ist in Deutschland erst spät in den 80ern, Anfang der 90er ein kulturwissenschaftlicher Ansatz in die Geschichtswissenschaft aufgenommen worden.
Sie gab einige Gründe dafür an, und kam zu einem recht interessanten Schluß:
Außerhalb Deutschland wird Geschichte „angeeignet“ (acquired). Geschichte macht Spaß.
In Deutschland wird, besonders durch die verborgene Referenz der NSzeit Geschichte aufgearbeitet (worked out). Es ist mühselig, schwierig, und vor allem langweilig.

Das war sozusagen _das: Fazit des Abends für mich. Denn eigentlich kann man das gut an der Attitüde gegenüber historischen Romanen sehen. (was nicht heißt, daß die nicht auch zu Recht besteht.) Aber es gibt hier in Deutschland anders als in GB, USA F usw. keine Auseinandersetzung darüber, was man z.B. mit einem solchen Roman für die Geschichtswissenschaft entnehmen könnte, inwieweit darin z. B. Geschichtsbilder transportiert werden.

So, das waren jetzt erst mal eine paar wirre Gedanken dazu, und es ist mir immerhin gelungen zumindest zum Schluß nochmal in Themennähe des Forums zu kommen..

Martine.




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