Abgeschickt von Claudia am 31 Mai, 2005 um 18:09:59:
Antwort auf: Re: Eskapismus? Romantik? von Martine am 28 Mai, 2005 um 20:20:59:
Celis : : : Sind wir vielleicht einfach ein Haufen von "Frauen mit brachliegendem romantischen Reservoir, zu klug für Gabbaldon aber mit ähnlichen Erwartungen an ein Buch?"
Martine: : Schöne Frage! ;-))
: stimmt, sehr schöne Frage...
: Hm, ich bin definitiv ein Allesfresser- Krimis, Thriller, SF, Fantasy, Gegenwartsliteratur, Historische Romane. Was ich nicht mag, sind langweilige Bücher. Das ist nun eine sehr allgemeine Aussage und "langweilig" ein sehr weiter Begriff.
Ich versuche mal ihn auszufüllen: langweilig ist für mich ein Buch, das einen Schema folgt, dass ich schnell erkenne und durchschaue. Z.B. dass ich den Mörder nach den ersten paar Seiten errate, wei neulich bei dem (Hör)buch von Mary Higgins Clark.
Oder Bücher, die den Leser für dumm verkaufen, also so schlecht recherchieren, dass jemand mit gesunder Allgemeinbildung ohne spezielle Geschichtskenntnisse (moi) schon merkt, dass es hier hinten und vorne nicht passt.
Wie einige Autorinnen historischer Liebesromane- mein Lieblingsbeispiel: Jude Deveraux, die um 1400 die Familie unter dem Weihnachtsbaum versammelte. Meines Wissens gibt's den erst seit dem 19. Jahrhundert. Korrigiert mich, falls ich mich irre...
Oder Bücher mit einer Sprache, die ich nicht mag, immer wieder ungern gelesen sind bei mir Autoren, die alles zehnmal wiederholen, damit auch der dämlichste Leser versteht was passiert.
Oder repetitive Textelemente- wie Gabaldons Macke, ständig auf den Zusammenhang Schimmel- Penizillin hinzuweisen *stöhn*
Da bekomme ich gaaaaanz schlechte Laune!
Oder auch Robert Jordan, mit seinen Satzbaustein- Charakterisierungen bestimmter Figuren...
martine : : Meine Erwartungen an Bücher sind leider auch mit dem Alter gewachsen, was ich in meiner Jugend verschlang, lockt mich heute nicht mehr hinterm Ofen vor.
: ja, stimme ich voll und ganz zu.
: : Dunnett fesselt mich primär mit einem Sprachwitz, den ich einfach haben möchte, wenn ich lese, und sei es nur in minimaler Dosis.
: exakt, sie ist eine Autorin, die ihre Leser fordert und nicht unterschätzt.
Martine : : Vor einigen Tagen habe ich eine Definition zu Kitsch gefundnen, die mir gefällt.
Martine : : Kitsch sei "etwas nicht angemessn ausdrücken können" (E. Schleef zu A. Kluge).
Martine: : Und da Dunnett es durchaus schafft sich angemessen, egal in welcher Situation auszudrücken, verwahre ich mich, sie mit DG, die ich speziell für ziemlichen Kitsch halte, zu vergleichen.
: D'accord.
Für mich ist Kitsch: Happyend um jeden Preis. Damit meine ich so Blödsinn wie, dass die Hauptperson es sogar noch schafft den todkranken Vater seiner herzdame mit einer eigens neu entdeckten Behandlungmethode zu retten.
Ausserdem ist Gabaldon nicht in der Lage einen guten Spannungsbogen mit einer schlüßigen Handlung und Charakterentwicklung aufzubauen. Vielleicht schrieb sie ohne Konzept für mehr als ein Buch los. und das Konzept hatte Dunnett definitiv!
: : Sollten wir vielleicht ..."ehrlicherweise aufhören unsere kleinen Fluchten in Dunnett´s Reich der Träume intellektuell zu verbrämen?"
: ich lese Dunnett um mich zu unterhalten. Und ich bin kein großer recherchierer, im gegensatz zu Martine oder Birgit.
Doch ich finde es immer wieder faszinierend zu sehen, wieviel in den Büchern steckt. Gerade diese Liebe zum "nachprüfbar" echten Detail ist den Romanen anzumerken und macht für mich den Reiz aus.
Das hat nichts mir schlechtem Gewissen zu tun. Ich lese auch Susan Elizabeth Philipps, wenn ich einfach nur mal unterhalten werden will, ohne das Gefühl zu haben, danach merklich Hirnschmalz eingebüsst zu haben.
Und wieso ist Eskapismus denn eigentlich so negativ behaftet? entflieht man nicht seinem eigenen Leben mit jedem Buch/ Film/ Musik für ein kleines Weilchen? Wird dafür denn nicht Kunst auch geschaffen? Klar, Kunstbegriffe gibt es viele, aber ich denke, dass "gegenwärtige Probleme abzuhandeln" nicht der einzige Ansatz ist.
: LG Claudia