Abgeschickt von Claude am 13 Juli, 2005 um 21:07:15
Antwort auf: Re: Gloriana's torch von Martine am 11 Juli, 2005 um 01:09:06:
: Hallo Claude,
: : Auf dem Umschlag (...) stand drauf: "The le Carre of the 16th century" Ruth Rendell.
: Ja. Frau Finney hat es ein wenig mit Spionage. Schließlich ist sie eine treue Schülerin von einer gewissen DD ...
:
: : normalerweise 'gushen' die blurbs ja vieeel Unsinn.
: OH, kennst du schon das Blurb-Feature im Archiv?
: Schau mal da:
: http://www.youkali.de/dottie/archiv/krempel/blurbs.htm
: :Beeindruckt hat mich die Szene mit dem Kanonengießen, so genau hat mir das noch nie jemand erklaert.
: Ja, das war sehr viel anschaulicher als olle Schillers Glocke. Der macht zuviel Wind um das drumherum, nein so wurde mir da auch einiges klar...
: : Ja, und dann ist da mein Favorit: Merula,up-side-down-woman mit Lady Leopard. Der kleine Schriftstellertrick, einer Figur aus einem anderen Kulturkreis ihre eigene Stimme zu geben, ist nicht schlecht.
: JO, dann wär doch auch Rathbones "Kings of Albion" etwas für dich. Aber nur das von ihm, das andere (Last Englich King) fand ich zu trocken, melodramatisch, einseitig. Es fiel gegen das bitterböse Kings of Albion so ab.
: Kings of Albion haut schon auf der ersten Seite jeden von den Füßen, jedenfalls ging es mir so, ich flog in Heathrow regelrecht unter das Verkaufsregal des Bücherstandes vor Lachen, als der berühmte Satz "Call me Ishmael" kam, - wer, der jemals Bekanntschaft mit *DEM* Klassiker amerikanischer Literatur gemacht hat, würde da nicht losgackern???
:
: :Und dann diese Traumszenen. Verstehe ich das richtig, das da sowas wie ein 'waswaerewenn' aufgerollt wird, so habe ich es jedenfalls bis jetzt interpretiert.
: Ja absolut richig, das ist sozusagen die Geschichte der "erfolgreichen Armada" was wäre passiert, wenn sie es bis England geschafft hätten!
: Weißt du mehr ueber 'Surfing through Hyperspace'?
: Das Thema der SF. Aber was soll ich dir jetzt anbieten? Iain Banks? Immerhin ist der auch ein Schotte... Versuchs mal mit seiner Kultur (Culture)
: Das gefaellt mir uebrigens auch, wenn ein Schriftsteller ein paar historical notes ans Ende stellt.
: Ich fand auch, daß man sie dafür nur in höchten Tönen loben kann.
: : Hat das Gebabbel deinen Wissensdurst erfuellt?
: Ne, noch schlimmer: angespitzt auf mehr;-)
: Ich melde mich wieder, wenn ich am Ende bin. Auf jeden Fall gehe ich schon mal auf die Jagd nach den 2 anderen Baenden.
: Auch da übernimmt sie den Kunstgriff mit der "verschobenen Perspektive", aber anders als du denkst. Betonung auf "verschoben";-))
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: :im secondhand bookshop handelte ich mir nur Kopfschuetteln ein (...) Hatte natuerlich vergessen meinen roten Hut aufzusetzen.
: Du solltest immer einen kleinen gefalteten roten Papierhut mir dir tragen. *Kicher*. Ich stelle mir gerade das Gesicht des Gegenübers vor, wenn man die Handtasche aufmacht und den kleinen roten Papierhut rauszieht, auseinanderfaltet und aufsetzt. *GrinzzzZZZ
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: : Jetzt geh' ich mir erst mal einen Gluehwein
: Oh ja, man denkt immer nicht dran, bei euch ist ja Winter!
:
: : PS Grueße soll ich ausrichten von den M+Ms an Mueller und Co mit neuestem Geheimtip wie man stupid humans aus dem warmen Bett scheucht um 3 Uhr morgens: einzeln, aber mit großem Gepolter, Buecher und Papiere vom Schreibtisch fegen.
: : Ja so was kenne ich auch.
: Kennst du auch die seltsamen Anfälle von Katerhumor? Irgendetwas verstecken und dann mächtig Wirbel darum machen, bis der doofe zwiebeiner sich tapsig auf die Suche macht.
: Wenn das Wohnzimmer zur Nacht verschlossen wird, immer noch mal ausbüchsen fangen speilen mit viel kätzischem Gekicher, und sich zuletzt auch mal unter dem Sofa festklemmen und sich einschließen lassen und dann nachts das große Geheul anfangen?
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: : Ich habe sie gleich an die klirrkalte Luft befoerdert,
: Was bist du doch eine herzlose böse Frau! Meine können nur auf den Balkon, aber sobald sie da ausgesperrt sind erheben sie ihre zarten Stimmen bis die Nachbarn rebellisch werden.
: Martine packt sich nun mit Bettbeschwerern in die Heia.
Hallo an alle Finney Fans,
Habe Gloriana's Torch am Wochenende zu Ende gelesen, war aber zu intimidated von Binchen's classy Reviews hier selbst was lesbares loszulassen;-) Ne, so schoen kann ich das leider nicht.
Erstmal was mehr grundsasetzliches: um gerecht zu sein, muss man wohl alle 3 Baende als Serie gelesen haben. Ich vermute, dass die Hauptdarsteller (Becket und Ames) sich allmaehlich psychologisch und ideologisch durch politische und persoenliche Erlebnisse entwickeln und in Gloriana auf den Hoehepunkt gelangen, um dann ihr Schwanenlied zu singen.
Ein guter historischer Roman ist fuer mich, wenn das historische Geschehen nicht nur ein Rahmen oder gar Entschuldigung ist, sondern nahtlos in die Erzaehlung integriert wird. Lehrreich sollte sie sein ohne magisterhaft zu wirken. Und man sollte zumindest das Gefuehl haben, dass man dem Autor vertrauen kann was research betrifft, denn schliesslich ist der Durchschnittsleser kein Experte, sollte aber dennoch nicht fuer dumm verkauft werden.
Noch ein Kriterium ist, dass der Autor nicht unbedingt das allgemein anerkannte historische Geschehen als Gospel ansehen muss, denn Geschichte wird ja selten vom Unterlegenen geschrieben.Wo hoert die Wahrheit auf, wo faengt Propaganda an? Oder zumindest auf diese Art und (Roman-)weise andere Theorien durchspielt. (Ich weiss nicht ob ich da richtig liege, aber hat nicht Antonia Fraser unter einem Psydonym historic fiction geschrieben? wenn ja, was und welche?)
Zurueck zu Gloriana: move over Ben Hur!!!!!
action galore. Da ich noch nie irgendeine Segel und Ahoi Serie gelesen habe, (nur mal Hornblower on TV mit dem gutaussehenden welsh actor mit dem unmoeglich zu merkenden Namen) war das Geschehen im Unterbauch eines solchen Schiffes mir relativ fremd.Hier hat es einen totalen Shockeffekt auf den Leser: menschliche Wesen, die zu nichts reduziert werden.Da musste ich dann gleich an KZ denken.
In HN und Lymond wird zwar viel gesegelt und gerudert, aber immer nur so an der Seite, und die Sklaven wurden ja zu meiner Erleichterung in Afrika freigelassen.Good on you, Nick.Und Lymond? da kann ich mich an Genaues was Rudersklaven betrifft, ausser seinen eigenen Kalamitaeten, nicht mehr erinnern.
Und hier mein ganz persoenliches Urteil: als Einstiegsliteratur in die Dunnettwelt zu empfehlen obowhl es zeitlich danach kommt. Da werden Neulinge noch nicht mit langen Namenslisten geschreckt. Die sind hier noch kurz und uebersichtlich. The narrative ist straff und gerafft,gespickt mit gutsy Frauen und fehlerhaften Helden, die mir allerdings nicht soooo ans Herzle wuchsen.
So, jetzt ist es 3 Uhr morgens und wenn ich noch mehr schreibe, wird's wohl nur Unsinn sein. Deshalb Schluss und guten Morgen.
Claude
PS Habe noch nie so viele rote Heringe herumfliegen sehen.
Binchen, stark bleiben, und immer nach dem Motto: erstens kommt es anders, zweitens als man denkt,