Abgeschickt von Grisel am 28 Juli, 2005 um 10:18:22:
Antwort auf: Re: @Stephanie + Sylvie + Grisel et al: OT Sharpe von Jenny W am 27 Juli, 2005 um 18:58:05:
Hi Jenny!
: hier kommt die große Frage: Bücher oder Fernsehfilme?
Ich sage, beides!
: Ich kenne bisher eigentlich nur die Bücher - habe sie gerade alle nochmals durchgelesen. In Kombination mit Patrick O'Brian bekommt man einen ziemlich guten Überblick über den Fortgang des napoleonischen Krieges, finde ich. Den Sean Bean als Sharpe kenne ich nur vom Internet und habe nun Probleme. Irgendwann werde ich mir die DVDs der Sharpe-Filme kaufen aber irgendwie als völlig getrennt von den Büchern betrachten müssen. Für mich ist Sharpe groß, schlaksig und *dunkelhaarig* und Harper noch ein Stückchen größer ...
Das stimmt, weder Bean noch O'Malley sehen so aus, wie sie sollten. Gut, Bean hat trotz zu klein und zu blond zumindest das grundsätzliche Aussehen, diese gefährliche Schönheit, um das mal so blöd auszudrücken. O'Malley ist zusätzlich zu alt und zu dick.
Aber, wenn die beiden loslegen und zwar speziell Bean, dann wird er für mich Sharpe, vollkommen unabhängig vom Aussehen. O'Malley auch, der hat nur leider als Sidekick seltener gute Momente, aber auch seine Sternstunden.
Ich empfehle Dir da vor allem den Film "Company". Ist schon als Buch einer meiner Favoriten. Von den Filmen habe ich bis auf drei, glaube, ich alle gesehen, und der ist definitiv der beste, nicht zuletzt weil er sich sehr eng - im Gegensatz zu einigen anderen - an den Roman hält. Und beide Schauspieler haben da Szenen, die sind zum Niederknieen.
Ach ja, und Pete Postlewaite (???) als Hakeswill ist göttlich böse und widerlich.
>Und dann ist auch noch die Sprache; aber ich glaube damit hatte Bernard Cornwell beim Schreiben der späteren Bücher auch seine Probleme. Sharpe ist anfangs Londoner, Cockney, und das merkt man seiner Sprache an.
Ja, ich habe mich krankgelacht, als er Harper im Film "Regiment" in breitem nordischen Dialekt erzählt, daß er in London aufgewachsen ist. Klar.
>Später hat Cornwell ihm noch eine Zeit in Yorkshire hinzugedichtet, um die Sheffield-Tönung (auch schön, aber anders) in der Sprache zu erklären!
In den Filmen haben sie ihn in "Justice" gleich als dort oben geboren und aufgewachsen umgewandelt. Da ist er dann wohl von dort aus nach London gegangen um jugendlicher Krimineller zu werden.
Klar, als Buchfan kriegt man bei sowas die Krise. Aber ich schau mir die Filme wahnsinnig gern an, weil vor allem Bean nicht nur nett anzusehen ist, sondern die Rolle wirklich lebt statt spielt. War, soweit ich weiß, auch eine seiner Lieblingsrollen.
Das schönste Kompliment an ihn stammt aber von Cornwell selbst. Er sagt, wenn er jetzt, nach den Filmen, Sharpe schreibt sieht er im Kopf zwar seinen schwarzhaarigen, aber der spricht mit Beans Stimme. Und er hat ihm das Buch "Battle" gewidmet. Ich finde, ein größeres Kompliment kann man dem Schauspieler einer Romanverfilmung gar nicht machen.
>(SB als Odysseus habe ich glücklicherweise in Deutschland gesehen, wo die unterschiedlichen Akzente, die im trojanischen und griechischen Englisch gesprochen wurden, und die grausam gewesen sein sollen, alle wunderschön verhochdeutscht wurden.)
Ich habe ihn englisch gesehen und genossen. Bean hat sich da ein bißchen zurückgehalten. Aber ich fand gerade die vielen britischen Akzente in dem Film herrlich. Bei O'Toole (hatte ich noch nie im Original gehört) war ich hin und weg vor Entzücken.
Interessant fand ich "Odysseus" in der Schlacht. Da habe ich die ganze Zeit auf seine Riflemen gewartet. :-)
Er hatte die besten Sätze im Film, ist aber trotzdem IMO eine leichte Fehlbesetzung für den gerissenen Odysseus.
: Ich dachte, die indischen Sharpe-Geschichten seien schon verfilmt - oder ist das etwas ganz Neues? Die Bücher sind zwar in anderer Reihenfolge geschrieben, aber Sharpe hat in der zeitlich richtigen Folge in den Niederlanden, in Indien, bei Trafalgar (eine hervorragende Beschriebung der Seeschlacht!) dann in Spanien, Portugal, Frankreich und schließlich bei Waterloo gekämpft. Anders als O'Brian, der sich ein paar sehr dehnbare Jahre erlaubt hat, hält sich Cornwell schon an den richtigen Zeitablauf.
Die Verfilmung setzt erst mit "Rifles" ein und geht dann, inkl. zwei extra geschriebener Drehbücher (Mission + Justice) bis "Waterloo". Die indischen Bücher hat Cornwell später geschrieben.
Das Problem bei den Verfilmungen ist, daß sie aus irgendwelchen Gründen die Reihenfolge in Spanien durcheinandergehaut haben. Das wirkt ein bißchen verwirrend, trübt für mich das Vergnügen aber nicht.
Die Verfilmung der indischen Bücher ist natürlich kritisch, weil Bean etwas zu alt für einen blutjungen Sharpe ist und man offenbar keinen anderen für die Rolle haben will.
Ich habe gehört, daß sie die drei Bücher zu einer Geschichte, die dann halt nach Waterloo spielt zusammenstoppeln. Ganz neu geht natürlich auch, ist wahrscheinlich sinnvoller. Aber so, wenn es denn wahr ist, kann auch Harper dabei sein.
Leider kein Wellington, wenn sie es nicht ganz übertreiben wollen mit der Verbiegung. Was schade ist, denn ich liebe Hugh Fraser in dieser Rolle, falls der wieder dabei wäre.
Also, lange Rede kurzer Sinn, ich mag beides getrennt voneinander sehr gern. Schau Dir einfach mal einen der Filme an und sieh selbst, wie es Dir damit geht.
Bye,
Grisel