Abgeschickt von Claudia am 18 August, 2005 um 21:17:12:
Hallo Ihr LIeben.
mein Reread ist toll. Dies vorab gesagt. Es ist beim zweiten Mal viel besser als beim ersten Mal, da ich diesmal auf Spurensuche gehen kann und nicht nur im Dunkeln tappe.
So, DK: Gabriels Perfidie wird, finde ich, beim zweiten Mal sichtbar für den aufmerksamen Leser. Die Szenen zwischen ihm und Lymond sind wunderbar... Ich habe mir so meine Gdanken gemacht über die einzelnen "Rollenbilder"- Joleta, das scheinbar so unschuldige, schöne und reine Maid, die wie Mme Donati meint, nur einer verzweifelten Gier nach Liebe folgt- und Lymond, der von der ersten Begegnung an sagt, dass sie ein Pfirsich sei- mit einem giftigen Kern. Ist er ein so guter Menschenkenner? Oder hat seine Erfahrung mit Gabriel in ihr gegenüber vorsichtig gemacht? Den Satz könnte man übrigens genauso über Gabriel sagen: Von aussen schön und saftig... innen sehr giftig.
Und die Sache mit dem Pfirsichen / Meeresbildern für die Kinder fand ich wirklich sehr eindeutig! Abgesehen vom finalen Beweis - die letzten Worte auf gälisch- die Tatsache, dass Kuzum immer mit Pfirsichen verglichen wird und bei seiner ersten Begegnung mit Fippy/ und den Lesern/ gerade auf Pfirsichen herumtrampelt, ist sehr deutlich-
Das Schachspiel hat mir gestern abend wieder das Herz gebrochen... :-(
Ich hätte natürlich auch den Tod Kuzums schlim gefunden, aber diese Tragik... ich kann nicht wirklich verstehen, warum die Amerikaner- wie Du erzähltest, Birgit- verzweifelt versuchen, diese Tragik zu mildern/ zu eliminieren. Das nimmt dem Buch die Grösse. Es ist eben dieser grundsätzliche Konflikt Lymonds, dass er schon wieder so intelligent und rational ist, dass er seine emotionalen Bedürfnisse ausser Acht lässt. Das Kind zu dem er eine Beziehung aufgebaut hatte, war Khaireddin, das Kind, das wahrscheinlicher seines war, war auch Khaireddin( Kedi, die schlechtere Behandlung...)... und dennoch entscheidet er für das weniger beschädigte Kind, an dem "Fippy" hängt. Eine rein rationale Entscheidung, auf Fakten basierend, überhaupt nicht seinen Gefühlen folgend. Und das bricht ihm das Herz. Seht ihr das ähnlich? Ich glaube wirklich, dass er rein emotional/ instinktiv dem mißhandelten kleine Khaireddin lieber eine Chance gegeben hätte oder ist das die Übertragung meiner Gedanken auf ihn?
Hier noch eine kleine Frage: der Ohrring, den Lymond bei der Durchsuchung Gabriels Schlafzimmer im zerwühlten nach Jasmin duftenden Schlafzimmer findet: Perlen mit Rubinen- der gehört doch Güzel? Ich hatte auch überlegt, ob Marthe von Gabriel ins Bett geholt wurde... in der Zeit ihrer Gefangenschaft. Das würde ich Gabriel durchaus zutrauen, er benutzt gern Frauen/ Menschen, die L. nahe stehen. Siehe Oonagh und das Zelt+ Philippa (nicht ausgeführte Absicht). Und Ls ihm sehr ähnlich sehende Schwester, das wäre doch ein Extrakick gewesen.
Apropos Rollenbilder: Marthe als sein weibliches Doppel und Mikal als sein zweites, "dunkles" Ich?
Mikal ist auf eine dunkle Art sehr schön, singt sehr gern, rezitiert und hat ungefähr sein Alter. Auch an Mut fehlt es ihm nicht- nur das er eben diese Leichtigkeit hat, die L abgeht. Mikal ist ein anderer, optimistischer, heiterer Lebensentwurf- alles dreht sich um Liebe, Glück, Tanz, Musik und Freude. Und nichts davon gönnt sich L in PiF. Keine Geliebte (ausser unter Zwang Aga Morat), keine Musik, kein Tanz, kein Spiel- nur Ernsthaftigkeit, Intrige, Kampf und Tod. Möglicherweise ist Mikal auch wieder, von Farbe wie Lebensart, der eher dionysische Lebensentwurf? Akzepiere den Genuß? Den Rausch und die Sinnlichkeit? Mikal sagt ja auch über Philippa, dass er ihr gelehrt hätte, wie man glücklich werden kann. Sie würde den Schlüssel finden, wenn sie ihn braucht. Und P. ist letztlich Ls andere Hälfte, die L helfen muß, diese Seite zu leben.
Beste Grüße
Claudia