Abgeschickt von Grisel am 06 Juli, 2005 um 20:57:35:
Antwort auf: KH Rerad S. 66 - Spoiler von Grisel am 28 Juni, 2005 um 12:11:28:
Hi!
So, das war es nun also. Schon wieder zu schnell. Aber, was für ein Buch! Ja, ich denke immer noch, daß es Dunnetts bestes ist. Das liegt sicher nicht zuletzt daran, daß es hier um historische Personen und Ereignisse geht und es einfach viel kompakter und dichter ist. Ist schon ein Unterschied, ob ein ganzes Leben auf 700 Seiten erzählt wird, oder 15 bis 30 Jahre in 6 bis 8 Büchern. Ohne die beiden Serien abwerten zu wollen, was sich hoffentlich von selbst versteht.
Und, natürlich, da es ein Einzelbuch ist gibt es hier nicht den Fluch des abschließenden Bandes unter dem IMO beide Serien leiden. Aber, vielleicht freunde ich mich auch noch mit "Gemini" an. Bei CM sieht das momentan eher düster aus.
Das Ende. Es ist schon faszinierend, wie die anspruchsvolle Leserin Realismus und Härte verlangt und die sentimentale sich einfach nicht an Enden wie dieses gewöhnen kann. Nie. Bittersüß ist gar kein Ausdruck mehr dafür.
Zu Thorkel, es scheint wirklich so, als wäre es nicht unbedingt seine Schuld, weil die Chancen für einen anderen Ausgang gering waren. Also doch die verflixten Normannen schon wieder. Bei wem liegt dann der Fehler? Thorfinn, weil er sich zu sehr auf sie verlassen hat? In dem Fall ist es ja nicht einmal Hinterlist wie bei Svein, da William seine Männer selbst braucht.
Nur ist es ein schwacher Trost, weil es natürlich hängen bleibt in Kombination mit dem Debakel davor.
Ich habe nun auch erst bemerkt, daß man den Verlauf des Kampfes ja durchaus mitbekommt durch die Geräusche die Groa hört. Da es vorher nie passiert ist, soweit ich weiß, ist das danach der Moment, wo Lulach ihn trägt? Wäre irgendwie tröstlich. Ein wenig. Denn er mit seinen 9 Monaten ist ja auch nicht gerade erfreulich.
Wie ist das eigentlich mit der norwegischen Invasion? Hat sie stattgefunden? Vermutlich, und wurde wohl auch zurückgeschlagen, wenn Thorfinns Söhne - oder er, historisch - danach noch eine Zeitlang über Orkney geherrscht haben. Bzw., hat es so eine Invasion oder die Drohung davon überhaupt gegeben, oder hat Dunnett das hier eingebaut?
Manches ist mir zwar auch diesmal entgangen, aber im großen und ganzen habe ich schon das wichtigste mitbekommen. Die Leserunde und die Files werde ich mir noch anschauen.
Ich könnte nicht sagen, daß mir irgendein Teil nicht gefallen hätte oder ich mich irgendwo gelangweilt hätte. Am besten hat mir aber wohl die erste Hälfte gefallen. Einfach, weil es der Aufstieg ist statt der Anfang vom Ende im zweiten. Gut ist das eine, wie das andere, auch in der Präsentation.
Das Buch ist zu dicht um hier wirklich konkret Einzelszenen aufzählen zu können. Deutlich herausragen für mich die ersten zwei Kapitel, die Auseinandersetzungen mit Rognvald, der Sturm über Orkney und alles zwischen der Schlacht gegen Siward bis zur Rekonvaleszenz im Kloster. Aber genauso wunderbar ist Thorfinns letzter Aufenthalt auf Orkney, wie ein Abschied, bewußt oder nicht. usw. usw. usw.
Und, ich glaube, auch in der Reise steckt mehr drinnen. Nächstes Mal.
An Charakteren ist es immer noch Thorkel, den ich am liebsten mag und nebenbei etwas unerklärlich Kalv und Crinan. Neu hinzugekommen ausgerechnet Malcolm, und Tuathal. Siward fand ich auch nicht uninteressant.
Was nicht heißen soll, daß ich die anderen wichtigen und sonstigen Charaktere nicht mag. Lulach habe ich etwas besser verstanden und Sulien auch, sowie das Verhältnis zu Groa.
Apropos Siward. Wenn es heißt, daß die Könige Schottlands nach Malcolms Söhnen aus seiner Linie entspringen, müßte das dann über Waltheofs Tochter Mathilde sein, die einen schottischen Prinzen geheiratet hat.
Moment. *Genealogie Mittelalter durchstöber*
Das war David der Heilige. Aber der war zumindest laut dieser Genealogie ein Sohn Malcolms III. Bei Thorfinn klang das so, als würde Malcolms Linie aussterben. Ist das unklar oder war das atmosphärisches Rauschen bei Lulachs Empfang? Oder ich habe es einfach falsch verstanden.
Was meine drei Lieblingscharaktere in den drei historischen Werken gemeinsam haben ist eigentlich leicht zu erkennen, wenn man von Julius nur 7/8 betrachtet: nicht dumm, aber auch nicht die hellsten, den Helden weit unterlegen, meist bis immer loyal, und den Helden emotional eng verbunden. Paßt also zu mir. Kein Wunder, daß ich ein Hundemensch bin. :-)
Keine Überraschungen hier. Interessanter sind da wohl meine spontanen Geschmacksverirrungen.
Aber alle drei tun etwas am Ende, was mich erstarren läßt. Bei Thorkel und Julius sollte es klar sein, bei Jerott ist es der Mord an Austin, nachdem er ihm "erlaubt" hat, selbst zum Mörder zu werden.
Interessant, das ist mir erst diesmal aufgefallen, daß sie auch da was gemeinsam haben.
Vergleich der Helden an sich ist schwer, weil ich Nicco erst 1,5 Mal gelesen habe und mein Verhältnis zu Lymo momentan unter einer CM-Überdosis leidet. Aber, Tatsache ist, ich hatte nie ein Problem, Thorfinn zu mögen. Ich werde mich wahrscheinlich nie auf einen festlegen können, obwohl ich doch sagen muß, daß ich Lymo persönlich von allen drei wohl am wenigsten mag.
Aber, Thorfinn fühlt sich für mich am echtesten an. Ob das an der Darstellung liegt oder weil er auf ein bis zwei historischen Personen beruht, sei dahingestellt.
Gemeinsame Motive. Die gefährlichen Menschen, die zu töten der Held scheut, warum auch immer. Robin Stewart/Julius/Rognvald. Und natürlich die Ehen, zuerst wird geheiratet und erst nach ein paar Jahren kommt das wahre Glück, wobei Thorfinn und Groa die "normalsten" sind. Wieder, siehe oben.
Sonst eigentlich nur, daß sie über den meisten anderen Menschen stehen, wobei das bei Thorfinn für mich eben nicht so plakativ ist. Vielleicht, weil man das von einem Herrscher ohnehin erwartet?
Eine enge Gefolgschaft haben sie zwar alle drei, aber die Thorfinns ist variabler, weshalb einem die Charaktere nicht so einfach vertraut werden. Das braucht Zeit, siehe zB die nun wahrlich nicht unbedeutenden Kirchenmänner, die mir beim ersten Mal komplett entgangen sind. Aber gut, auch hier wegen dem kompakteren Buch einfach weniger Zeit, die Charaktere breiter zu entfalten. Da muß man wohl mehr auf das subtile achten.
So, mehr fällt mir nun nicht ein. Ich bin auf jeden Fall sehr froh, daß ich es nun noch einmal gelesen habe. Und freue mich darauf, es ein drittes Mal zu tun, irgendwann. Und natürlich graut mir auch davor.
Bye,
Grisel