Re: Neues von Klett-Cotta


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Abgeschickt von Birgit am 05 September, 2006 um 18:32:58:

Antwort auf: Re: Neues von Klett-Cotta von Kerstin am 05 September, 2006 um 16:36:40:

: Hallo Binchen
: : Elitär ist für mich das Ansinnen, Brigitte, Woman oder ander Frauenzeitschriften als nicht Dunnet-adäquat zu disqualifizeren. Selbst, wenn man es nicht am Worlaut festmachen können sollte, der Eindruck entstand. Und es roch ein wenig so, als wenn sich Romanleser über Heftchenleser lustig machen oder die Nase rümpfen, nur eine Stufe darüber.

Kerstin:
: Elitär und ausgrenzend ist aber genauso, wenn Spiegel, SZ oder FAZ als nicht maßgeblich abgetan werden. Meine (zugegebenermaßen etwas überspitzte) Formulierung kam als Retourkutsche auf Ediths Behauptung, der "Durchschnittsleser" würde mit diesen "überkandidelten" Publikationen eh' nichts am Hut haben - was für mich mindestens ebenso herablassend klingt wie das, was ihr uns vorgeworfen habt!

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Das sehe ich auch so. Ich habe mich ja auch in einer anderen post darüber ausgelassen. Was mich eben auch maßlos stört, ist diese Verdrehung der Tatsachen, die Behauptung wir würden das eine statt dem anderen haben wollen. Das wurde so nie gesagt oder gefordert. Umgekehrt aber schon.

Binchen:
: : Gehobene Literatur gerne zu lesen, ist bestimmt kein Grund sich zu schämen, jedoch ist es nicht adäquat die Nase darüber zu rümpfen, dass auch Wesen die DD-Bücher lesen, die eben keinen Hochschulabschluss haben oder anstreben, sondern sich eben einfach nur gut unterhalten wollen – und vielleicht sogar parallel oder vorher die Wanderhure gelesen haben.

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Wie Kerstin, bin ich auch dafür, daß möglichst viele Leute, egal welcher Couleur Dunnett lesen. Allerdings finde ich es nicht adäqat darüber die Nase zu rümpfen, daß manche Leute einen Hochschulabschluß haben und sich einfach nur gut unterhalten wollen, und vielleicht sogar parallel - oder vorher Shakespeare und Homer gelesen haben. Und die sich dann darüber freuen, daß sie die Dinge die sie and diesen Werken so freuten auch bei Dunnett wiederfinden, und dies freudestrahlend auch Menschen mit ähnlichem Geschmack nahebringen wollen.

Kerstin:
: Eben. Da bin ich voll dafür. Je mehr Leser, egal welcher Couleur, desto besser. Und ein Mensch, der mit Begeisterung Dunnett liest, kann mir eigentlich gar nicht unsympathsch sein <g>. Das Problem ist nicht, dass Dunnett in Frauenzeitschriften rezensiert wird. Ich sehe aber ein Problem, wenn die Pressemeinungen auf der Verlagswebsite praktisch ausschließlich aus dieser einen Ecke kommen, nämlich Frauenzeitschriften und Boulevardblätter, und damit ein riesiger Teil des Marktes völlig außer Acht gelassen wird. Vergessen wir zum Beispiel nicht, dass die Hälfte der Bevölkerung männlich ist...<g>

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Indeed. Das sollte man nicht unterschätzen. Es gibt zwar wenig männlich Dunnettleser, aber da sehe ich durchaus erschließbares Potential. Einer der Hauptgründe warum Männer nicht so zu DD greifen war ja bisher die Konzentration auf das Romance-genre in der Vermarktung. Und gerade HN ist die Serie, die dann doch eher Männer ansprechen kann. Wenn man beim Marketing auch berücksichtigt, was Mann so eher bevorzugt (und was in Dunnett auch drin ist!). Gerade im englischsprachigen Raum hat sich gezeigt, daß der Männeranteil beim Erscheinen von HN sehr stark gewachsen ist.

Kerstin:
: Aber mal ehrlich - bei einer Rezension wie dem Wiener Kurier muss doch eigentlich jeder Dunnett-Liebhaber aufheulen, egal auf welchem Niveau er die Bücher genießt. "Sex in schwer ausziehbaren Kleidern" - fandest du das etwa gut?

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Eben. Und darum ging es ja auch hauptsächlich in meiner ersten post. Das Geschreibsel vom Kurier ist dermaßen ordinär, das muß es ja nun wirklich nicht sein. Man kann es wohl nicht verhindern, daß diese Sprachwahl vorkommt, aber muß sich dann der Verlag dann unbedingt auch noch damit schmücken???

Binchen:
: : Jeder soll es austesten – und wenn nicht ein erster Band zum Einstieg taugt – was dann. Der zweite wird die Feuerprobe.

Kerstin:
: Ja genau. Aber ich finde es bedenklich, wenn sich die Werbung so einseitig auf eine bestimmte Zielgruppe einschießt. Besonders wenn der Verlag sowieso schon den Fehler genacht hat, das Prädikat "Liebesroman" so in den Vordergrund zu stellen, der doch einige Leser abhalten wird, aber meines Erachtens nicht unbedingt neue Leser bringen wird. Auch ich bin schon auf nicht eingehaltene Versprechen im Klappentext hereingefallen. Mit dem Ergebnis, dass ich das Buch wütend wegen dem "Etikettenschwindel" an die Wand geschmissen habe und mir geschworen habe, NIE WIEDER ein Buch von diem Autor/dieser Autorin anzufassen, und lautstark mein Mißfallen an dem Buch in meinem Bekanntenkreis verbreitet habe.

: Und wenn man dann noch Formulierungen wie "Piraten und schöne Kurtisanen" in der Werbung für den dritten Band liest, kommt einem wirklich langsam der Verdacht, der Verlag hätte sich ausschließlich auf die Zielgruppe "Frauen, die leichte Unterhaltung wünschen" konzentriert. Deshalb unser Aufschrei - die Zielgruppe, die du selbst als "schlichtleser" bezeichnest, findet ja mittlerweile genügend Rezensionen von Dunnett, der etwas anspruchsvollere Leser würde das Buch aber zur Zeit wahrscheinlich eher nicht anfassen....


Binchen:
: : Die DDRA-Seiten habe ich im Internet einige Male besucht und finde es spannend, was da schon an der Oberfläche sichtbar wird. Für die Beteiligung an Mailing Listen fehlen mir jedoch Lust, Zeit und vermutlich auch der Horizont.


Kerstin:
: Und auch das klingt wieder sehr elitistisch von dir <g>. Bei der DDRA und auf den Mailing-Listen gibt es Leser aller "Preisklassen", auch solche, die die Lymond Chronicles als reine Romances lesen (und sie genau wegen der Cover, über die sich in diesem Forum schon wiederholt lustig gemacht wurde, gekauft haben).

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Genau so ist es. Ich finde es schon ein bischen arrogant, etwas als elitistisch und zu anspruchsvoll abzuqualifizieren, ohne sich vorher mal die Mühe gemacht zu haben, herauszufinden, welche Art Leute denn dort zugange sind.


Binchen:
: : Ist ja interessant, was Ihr in dem Zusammenhang gemacht habt. Das ist in keiner Weise ein anpreisen der eigenen Initiativen, sondern eine Information. Ohne dieses wirkten einige Posting hier, als wollte man nur meckern aber nichts Eigenes auf die Beine stellen.

: : Warum also nicht drüber reden oder selbst ein Posting aufmachen … Was wir versucht haben, um DD in Deutsch an den Mann und die Frau zu bringen …

Kerstin:
: Das wurde ja schon wiederholt gemacht - es war ja schließlich Birgit, die dazu aufgerufen hat, in Buchhandlungen nach Dunnett zu fragen und als erste mit gutem Beispiel vorangegangen ist.

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Eben. Es wurde sehr wohl hier mehrmals erwähnt. Und diejenigen, die eigentlich am lautesten geschrien haben waren diejenigen die auch hinter den Kulissen mehr als wohl informiert waren.
Und es ging uns ja auch in erster Linie darum etwas für die Vermarktung von Dunnett zu tun, und nicht darum hier Lorbeeren einzuheimsen. Es ging auch nicht darum "unseren" Leserkreis damit zu beglücken, sondern die Absicht war, neutral und wertfrei für alle Interessierten Information zu Dunnett zu Verfügung zu stellen. Kerstin, Heike und ich haben uns als DDRA Kontaktpersonen für den deutschsprachigen Teil zu Verfügung gestellt, um eben gerade jenen, die des Englischen nicht so mächtig sind einen Anlaufpunkt zu geben, und die Hemmschwelle abzubauen. Und die bisherige Erfahrung zeigt, daß die hits auf der Seite auch exorbitant gestiegen sind. Diese Dinge waren allerdings bisher für mich eine schlichte Selbstverständlichkeit, und nichts was man unbedingt laut anpreisen müßte. Ich war davon ausgegangen, daß darüber hier ein grundsätzliches Selbstverständnis besteht, daß wir alle möglichst viel für Dunnett tun wollen. Das sollte spätestens jedem klar sein, der sich einmal die Statuten der DDRA durchgelesen hat. Aber ich sehe, da habe ich wohl etwas zuviel vorausgesezt.

Binchen:
: : Dass diejenigen, die DDs Sprache und Metaphern so lieben, die Bücher gerne in der Originalsprache lesen, versteht sich von selbst und ist keineswegs irgendwie befremdlich. Es wird nur gerne der Anschein erweckt, dass man eben Dunnett nur dann RICHTIG versteht und nur dann ein so richtiger Fan ist und überhaupt qualifiziert ist einen PIEP von sich zu genben, wenn man die englischen Bücher lesen kann. Diese kleinen Anzeichen sind das, was ich immer wieder elitär nenne, weil eben jeder auf seine Weise mit den Büchern umgehen soll.

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Umgekehrt sehe ich hier eine Tendenz dazu daß man nur dann ein wahrer Dunnett Leser ist wenn man Dunnett auf dem einzig RICHTIGEN, dem Romance-level liest, und alles andere als überflüssiger Bildungsquatsch abgetan wird. Das geht bis dahin, zu beklagen, daß solche Diskussion den eigentlich von Dunnett gewollten Leserkreis nur stören, und daß so wie z.B. von Bess propagiert, dies dazu führt das die richtigen Leser abgeschreckt werden. Und die mit dem elitären Gequatsche daher besser aufhören sollten.

Kerstin:
: Und genauso nervt es, wenn alles, was die sogenannte "elitäre" Seite sagt, ebensowenig gilt, weil "die da oben" sowieso zu "abgehoben" sind...

Binchen:
: : Mit den aufgezählten Aktionen hast Du Euer Publikum angesprochen – toll, denn wenn Ihr nicht fändet, dass dem zu wenig Genüge getan wird, dann hättet Ihr das nicht getan.

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Da ist schon wieder diese Ausgrenzung "Euer Publikum". Was soll das? Die aufgezählten Aktionen waren an alle potentielle Leser gedacht, ob groß ob klein, ob dick , ob dünn... wie oben beschrieben. Wo bitte steht bei Wikipedia, oder bei der DDRA etwas vom intellektuellen Anspruch oder einer Abgrenzung von Lesern? Das nervt allmählich wirklich.

Kerstin:
: Eben. Und jetzt hätten wir halt gerne noch ein bisschen Echo in der Presse. Und Hinweise, dass da Spiegel oder SZ nicht maßgeblich seien, befremden dann doch schon sehr...


Binchen:
: : Mein Ansatz ist ein anderer. Ich hasse es, wenn Leute Berührungsängste vor Büchern haben, weil sie eben auf den ersten Blick nur ‚gehoben’ diskutiert werden.

Kerstin:
: Dann wirst du wohl auch verstehen, warum es uns so stört, dass Dunnett auf den ersten Blick in der deutschen Presse eben _nur_ auf Boulevardblattviveau rezensiert wird <g>. So langsam scheint sich aber etwas zu tun: Klett-Cotta hat endlich die Rezension aus dem PM History veröffentlicht. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass diese Zielgruppe (insbesondere die männlichen Leser) nicht gleich wieder durch das Liebesroman-Prädikat abgeschreckt werden <g>.

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So isses. Mein Ansatz ist eben auch ein anderer. Ich hasse es wenn Leute Berührungsängste (aus langer, leidvoller Erfahrung) haben, nur weil sie auf den ersten Blick nur Boulevard-Niveau versprechen.

Was ist falsch daran, Dunnett als das anzupreisen was es ist - ein komplexes Werk? Warum immer tiefstapeln, warum sich selber als schlichtgestrickt bezeichnen, die angeblichen Ansprüchen nicht genügt. Warum nicht eher Leuten Mut machen, sie ermutigen nach den Sternen zu greifen, sich an Dunnett zu wagen, trotz der Komplexität? Es ist doch zu schaffen, warum also nicht dazu stehen, statt Dunnett nur als etwas anzupreisen, was sie nicht wirklich ist. Eben alles andere als simpel. Aber trotzdem gut. Und lesenswert für alle.


Binchen:
: : Der Leser, der sonst gehobene Literatur liest, sollte auch die Intelligenz besitzen sich über Klappentexte, von denen er gewohnt sein sollte, wie oft sie falsch sind, hinaus zu informieren.

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Kann man das nicht vom Otto Normalleser auch erwarten? Das er sich nicht vom Klappentext beirren läßt und das Buch trotzdem angeht? Auch wenn's ein bischen schwierig klingt. Dafür aber Spannung und Abenteuer und einen großartigen Lesegenuss verspricht? Muß es denn immer mit der Vorspiegelung falscher Tatsachen gehen? Spätestens wenn der so in die Irre geführte Leser das Buch aufschlägt merkt er doch den Betrug.

Kerstin:
: Eben - und dann stößt er hauptsächlich auf Rezensionen wie die genannten. Und das ist unser Problem. Wir wollen nicht euch weghaben, wir wollen nur gerne _auch_ Leser, die du als "gehoben" bezeichnest, Dunnett nahebringen. Es muss doch eine Möglichkeit geben, beide Zielgruppen anzusprechen, oder?


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Die gibt es sicherlich, die Frage ist eher, ob sie gewünscht ist.

Birgit




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