Re: Neues von Klett-Cotta


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Abgeschickt von Birgit am 05 September, 2006 um 19:08:38:

Antwort auf: Re: Neues von Klett-Cotta von Binchen am 05 September, 2006 um 13:47:33:

Binchen:

: Dass diejenigen, die DDs Sprache und Metaphern so lieben, die Bücher gerne in der Originalsprache lesen, versteht sich von selbst und ist keineswegs irgendwie befremdlich. Es wird nur gerne der Anschein erweckt, dass man eben Dunnett nur dann RICHTIG versteht und nur dann ein so richtiger Fan ist und überhaupt qualifiziert ist einen PIEP von sich zu genben, wenn man die englischen Bücher lesen kann. Diese kleinen Anzeichen sind das, was ich immer wieder elitär nenne, weil eben jeder auf seine Weise mit den Büchern umgehen soll.

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Ich rätsele immer noch wer wann wie und wo behauptet hat daß man nur dann ein qualifizierter Fan ist wenn man die Bücher im Original gelesen hat und vorher nicht qualifiziert genug ist einen Piep dazu abzugeben. Könntest Du das einmal mit einigen Beispielen belegen? Ich erinnere mich, in Darmstadt kam die Diskussion Original -vs Übersetzung auf, aber soweit ich weiß, war da das Argument, daß es (wie bei allen Übersetzungen in der Welt - das liegt nun einmal in der Natur der Sache) schwierig ist, sämtliche Nuancen in Dunnetts Sprache in der Übersetzung zu greifen, und das da nun leider viel verloren geht, was nicht zu ändern ist. Das Schicksal teilt sich Dunnett mit sämtlichen Autoren der Welt, von Dostojewski bis Dumas. Von Shakespeare ganz zu schweigen. So schön es sein mag Tolstoi oder Cervantes im Original lesen zu können, ich glaube kaum, daß ein Mensch behaupten würde, man wäre nicht qualifiziert etwas dazu zu sagen, wenn man es nur in Übersetzung gelesen hat. Und jeder normale Mensch wird die Logik erkennen, daß mit jeder Übersetzung Feinheiten und Nuancen auf der Strecke bleiben. Das ist bei Homer so und auch bei Shakespeare.

Aber was Du da nun ins Spiel bringst hat meines Wissens noch nie jemand behauptet. Oder angedeutet. Könnte es sein, daß Du da etwas falsch interpretiert hast, und völlig unterschiedliche Dinge zusammengeworfen hast?

Man könnte meinen, hier schwingt der unterschwellige Vorwurf mit, man habe sich erdreistet die Bücher im Original zu lesen und das auch noch zu sagen, und noch schlimmer, sich auch darüber zu freuen, und die Begeisterung für eine Sache mitteilen zu wollen. Mehr noch, andere in der Begeisterung mitreißen zu wollen.

Ich habe allmählich wirklich das Gefühl jegliche Diskussion, die über den Abenteueraspekt von Dunnett hinausgeht ist hier eher unerwünscht. Weil's mich nicht interessiert, darf es auch keinen anderen interessieren? Denn man kann ja nicht einfach sich andere Leute über etwas freuen lassen, sie sich begeistern lassen. Da bleibt bei mir doch ein schaler Beigeschmack, wenn ich sowas lese.

Binchen:
: Das Interesse an der deutschen Neuausgabe auch von ausländischer Sicht hat mich schon gewundert. Das DDD2006 hat mir das jedoch klar gemacht und ich kann mir die Sammlungen von echten Fans sehr sehr gut vorstellen.


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Und da Du in Darmstadt warst, erinnerst Du Dich bestimmt auch daran, daß ich mehrmals betont habe wie sehr ich es schätze, daß man DD auf so vielen Ebenen lesen kann und daß es unsinnig ist, eine Wertung ins Spiel zu bringen, welches nun die "richtige" Lesart ist. Das eben für jeden was dabei ist und alle Lesarten legitim sind. Und das man sich an vielen Dingen freuen kann.

Es scheint mir aber so, als ob Du da eher Probleme hast, andere Lesarten als gleichwertig zu akzeptieren. Die herablassende Art wie hier jeder, der nicht ins eigene Schema paßt als elitär abgetan wird, gepaart mit dem Vorwurf der Ausgrenzung und der Herabsetzung der Freude an Sprache und Detail anderer Leser gibt mir ein bischen zu bedenken. Da wird auch gar nicht erst überlegt, ob es denn andere Beweggründe als Arroganz und Elitismus geben könnte, nein, da wird gleich die schlimmstmögliche Interpretation von Dingen angenommen. Denn, was nicht sein darf kann nicht sein, unmöglich daß Leute, die nicht auf der gleichen Wellenlänge liegen etwas anderes als arrogant und elitär sind, und wenn sie intellektuell sind umso schlimmer. Ist es denn wirklich zuviel verlangt, mal etwas mehr Toleranz ins Spiel zu bringen, vielleicht gepaart mit einem Blick über den Tellerrand, und dem Gedanken, daß nicht jeder der einen konträren Standpunkt vertritt Böses im Schilde führt?

Birgit





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