Re: Triere + Berling


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Abgeschickt von Grisel am 16 September, 2001 um 19:15:35:

Antwort auf: Triere + Berling von HeikeF am 16 September, 2001 um 17:18:19:

Liebe Heike!

: Das mit der Triere stimmt. Die ist auch mir ans Herz gewachsen wie eine lebendige Figur.

Mir ist da eine Stelle im dritten Teil eingefallen, wo Hamo L'Estrange sowohl Schiff als auch Frau verliert, und ein Mann dann meint, der junge Mann wäre ziemlich verzweifelt, weil er seine Frau "Triere" verloren hat.

: Ich habe auch SEHR gerne die Berling-Romane gelesen und "Die Ketzerin" steht ganz oben auf meiner Einkaufsliste. Ich bin dabei, das Archiv zu durchstöbern und habe dabei natürlich deine Liebe zu Berlin entdeckt *g*.

Grins. Nicht, daß ich damit sehr zurückhaltend gewesen wäre! Ich liebe Dunnetts Bücher, aber der erste Platz ist definitiv an Berling vergeben, nicht nur weil ich seine Bücher so wunderbar finde, sondern weil mir durch sie eine Welt eröffnet worden ist, eben das Mittelalter. Und das hat nicht nur mein Bücherregal und meine Lektüre geändert, sondern in gewisser Weise auch mein Leben.
"Die Ketzerin" kann ich Dir sehr empfehlen. "Der schwarze Kelch" war auch für mich eine kleine Enttäuschung, aber "Die Ketzerin" ist wieder ein klassischer Berling.

: Allerdings muß ich sagen, daß ich vom 4. Band ZIEMLICH enttäuscht war. Die meisten Charaktere waren auf einmal ganz anders, mit den neu hinzugekommenen bin ich nicht recht "warm" geworden, und das Ende war ein einziges Chaos und Gemetzel und einer, m.M. nach sehr merkwürdigen Auflösung, was Roc und Yezas Bestimmung anbetraf.

Da kann Dir vollkommen recht geben. Das Buch hat mir schon gefallen, es war sicher besser als die meisten historischen Romane, aber lange nicht so gut, wie die anderen von ihm. Viele von den liebgewordenen alten Figuren sind verschwunden, oder haben sich, wie Du sagst, nicht mehr ihrem Charakter entsprechend verhalten. Außerdem ist mir das Buch abgehoben von den anderen erschienen, nicht mehr so wirklich dazupassend. Außerdem hat mich - zu meiner eigenen Überraschung - Berling zwangloser Umgang mit dem Sex in den anderen Büchern nie gestört, im "Kelch" aber haben sie zeitweise kaum was anderes getan, und das ist mir dann schon leicht auf die Nerven gegangen.
Und das Ende ... Naja.
Ich fand das Buch wunderbar, aber gleichzeitig auch etwas enttäuschend. Und das von einer Person, die sogar seine Faßbinder-Biographie mit Begeisterung gelesen hat! Aber irgendwann dieses Jahr möchte ich das Buch gerne nochmal lesen. Vielleicht sehe ich es dann anders.

: Ich finde es so spannende, daß die allermeisten Figuren, die in den Romanen vorkommen, wirklich historisch belegte Personen waren, sogar Yves, der Bretone.

Dieses zum Leben erwecken von historischen Fußnoten wie Yves finde ich eine der größten Stärken von Berling. Ich konnte es kaum fassen, als ich bei Joinville nicht nur Yves, sondern auch einen Faress-ed-din getroffen habe! Oder später bei Rubrucks Chronik "die Frau Pascha aus Metz", oder Gosset. Oder auch ganz allgemein wie Berlings Geschichte mit DER Geschichte verwoben ist. Es hat mich viel Zeit gekostet, es zu entflechten. Was heißt hier "gekostet", ich habe es geliebt!
Aber auch darum war ich von Dunnett so entzückt, als ich festgestellt habe, daß sie das auch tut, daß auch sie historische Fußnoten benützt und zum Leben erweckt.

: Als ich den ersten Band zum ersten Mal (in den Semesterferien) gelesen hatte, habe ich sogar mein Studium ein bißchen danach ausgerichtet. Z.B. habe ich extra eine Vorlesung zu den späten Staufern besucht, weil ich mehr über Friedrich II. erfahren wollte. Und bin seitdem von dieser faszinieren Figur nicht mehr losgekommen. Kennst du Waltraut Lewins "Federico"? Kann ich dir SEHR empfehlen! Eine Art Romanbiographie und sehr faszinierend!

Ohja, das kenne und liebe ich! An den Staufern und vor allem an Friedrich II bin ich auch nicht vorbeigekommen. Ich habe einige Biographien und Romane über ihn gelesen, und auch über die Familie generell, und es wird trotzdem nie langweilig, ganz im Gegenteil. Unter den Romanen gefällt mir Lewin am besten.
Neben den Staufern liegen meine anderen Schwerpunkte bei der Geschichte der Templer (herzlichen Gruß an Gavin) und bei den Albigenserkreuzzügen. Aber im Prinzip interessiert mich fast alles, was zwischen 1095 und 1314 liegt.

: Bei uns in der Uni-Bib gibt es sogar Wilhelm von Roebruks "Reise zu den Mongolen" (leider auf Latein - ist bei mir ziemlich mager) und auch Jean de Joinvilles Buch über Ludwig IX. (leider auf altfranzösisch - da muß ich auch meistens raten, um es zu verstehen).

Oh, da hatte ich wohl Glück! Bei uns in der Unibiblio (nicht meiner, aber die von der Hauptuniversität ist GSD frei zugänglich, auch für mittelalterverrückte Wirtschaftsstudentinnen) haben sie Joinvilles Buch auf Deutsch, außerdem noch die Chronik von Pian del Carpine. Und Roebruck habe ich auf Deutsch sogar in der städtischen Bibliothek gefunden. Das Buch war ein wahrer Schatz!

: Viele Grüße von einer Berling-Verrückten zur anderen *ggg*!

Oh freu!

Ciao,

Grisel


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