Kennt ihr das auch? _ Die Dunnett Vignette_


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Abgeschickt von Martine am 03 September, 2001 um 02:00:45:

Liebe Dunnetties,
ich habe, da gerade Lieblingskapitel GOK;I.5 (Don Luis) in der Mailing List besprochen wird, ein paar Gedanken zu einem Phänomen gehabt, das ich die
___________Dunnett Vignette_________
nennen will.

Damit meine ich Nebenfiguren, die man nie wieder vergißt, obwohl sie nur ein einziges Mal auftauchen.

Eine solche Nebenfigur ist für mich Mr. Secretary Myles.
(Game of Kings,, Part 1, Chapter 5,2)

Myles kommt in diesem Buch nur einmal vor, erinnere ich mich richtig? Er ist Greys Sekretär in Hume Castle, und ist sowohl bei Greys (persönlicher) Einführung ("Ith there no word in the Englith language wanting an eth?") dabei, als auch, einige Seiten später, in der Szene in der Don Luis seinen großen Auftritt hat.

Eigentlich hat er auf den ersten Blick keine wirkliche Funktion, aber dann begann ich mir Mr. Myles genauer anzuschauen und kam zu einem ganz andern Schluß.

Myles wirkt als Katalysator, während er zwischen den beiden Parteien vermittelt / übersetzt, steigert er durch seine neutrale Art die Szene hin zu einem unglaublichen Klimax, der erste Teil endend mit der "zensierten" Übersetzung und der Sache mit dem Lispeln.

Myles bleibt auf Distanz während das kastilische Ungewitter die Einrichtung ruiniert und sich beinahe mit Grey und Dudley tätlich anlegt. Myles verzögert den Höhepunkt und verstärkt die Komik, in dem er so gelassen bleibt und so diplomatisch reagiert. ("... The secretary saved the day, he took the senors arm and murmured in his ear. Phrases floated to his lordship... 'defecto de boca'... 'quere decir "ideal"....' Mr Myles did his best, ...")

Uns ist Myles da doch sofort sympathisch, oder nicht? Wir mögen ihn, da wir die Situation, wie er sich da verhalten muß genau kennen.
Aber was bewirkt, daß wir Myles so stark in Erinnerung behalten?
Myles, der unvergeßliche Myles, das sind wir, die Leser. Wir erleben einen Großteil von Don Luis durch Myles Augen und sein Verhalten gegenüber dem Spanischen Wirbelwind mit.

("Mr. Secretary Myles, tried beyond endurance, gave a soul destroying quack.")

Wer von uns hat diesen "quack" denn ausgelassen als Don Luis auftauchte, oder gar als er ihn erkannte?
Mr. Myles erlebt genau was wir erleben, wären wir mit Don Luis leibhaftig konfrontiert.

Und Myles ist derjenige, der immer wieder Komik "nachfüttert", und zwar auf eine ausgesprochen hintersinnige Weise. Gerade Myles Verhalten verzögert auch den Klimax, in der Kleiderfrage:
("Mr. Myles thought of something, 'he is just about your own height your lordship,if I may say so...") Und Greys Reaktion darauf: "Lord Grey allowed to lapse the longest possible interval consistent with cvility. ..."

bis zu dem Punkt wo es (für uns) ganz klar ist, wer da den Teppich ruiniert hat. Da ist Myles plötzlich ganz und gar weg von der Bildfläche, die Szene verlagert sich zu Will Scott, Lord Grey, Dudley und Don Luis.
Bis zum Ende, köstlich!

"Don Luis bowed.
Woodward bowed.
Myles bowed.
Grey bowed."

Und Myles' letzer Übersetzungstätigkeit im nächsten Abschnitt, als sie den Zettel finden.

(" 'All is not gold that glisters', translated Mr. Myles, coming to his own at last.")

Und fallen euch noch solche "Dunnett Vignetten" ein?
Was für eine Funktion haben diese Nebenfiguren da, in den Szenen die euch einfallen? Ist es immer Komik, oder sind es auch andere Gefühle, die Dunnett damit "steuert"?

Martine hält sich wieder an ihr Motto:
"die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da...




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