Re: Fortsetzung von unten: Tolkien, PIF, RC und CM (und ein bissi Nick + Gekis)


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Abgeschickt von Kathrin am 23 Februar, 2001 um 16:29:54:

Antwort auf: Fortsetzung von unten: Tolkien, PIF, RC und CM (und ein bissi Nick + Gekis) von Grisel am 23 Februar, 2001 um 13:36:12:

Hallo bücherverschlingendes Wesen!

: Die Hobbits als Engländer? Sie sind zwar süß - die Hobbits - und es steckt sehr viel mehr in ihnen, als es den Anschein hat, aber dennoch erscheinen sie eher unbedarft.
War nicht meine Idee, aber ich finde sie nicht völlig aus der Luft gegriffen. Von außerhalb mag das Unbedarfte vielleicht nicht so passen, aber vielleicht vom Selbstverständnis des Autors her? Schließlich haben die Engländer auch nicht gerade den ersten Schritt in Richtung fröhliches Gemetzel gemacht...

: Wie soll man dann die anderen Bücher von ihm sehen, den "Hobbit", die klassische Abenteuergeschichte und das "Silmarillon", eher eine Sagensammlung, und die "Verlorenen Geschichten", ebenso.
Ich meine mich entsinnen zu können, daß der gute Tolkien zuerst seine ganze Welt nebst deren Überlieferungen erfunden hat, bevor er sich dann einen Ausschnitt herauspickte und ihn in HdR etwas genauer ausführt, natürlich immer mit Blick auf das große Ganze. Er war glaube ich eher Freund vom Entwickeln der kompletten Historie als Geschichtenerzähler. Zumindest kam mir das so vor, als ich diesen Artikel über ihn gelesen habe.

: Er hat ja offenbar immer noch einen ziemlichen Einfluß auf die Fantasy-Szene. Ich finde es zutiefst lächerlich, wenn auf jedem neuen Buch steht "Der neue Tolkien".
Das gibt es wirklich??? Mein Gott wie peinlich....

: Es hängt aber davon ab, ob man alte Geschichten aufwärmt, oder einmal etwas neues einbringt. Irgendwann hat man genug Geschichten gelesen über böse Zauberer und mutige Helden, die geheimnisvolle Artefakte suchen.
: Robin Hobb (Weitseher + Zauberschiffe) ist hier mein Standardbeispiel für etwas neues, eigenes. Auch sie benutzt die Stereotpye, aber sie erzählt auch ihre eigene Geschichte und bringt eigenes, neues ein.
Klingt interessant. Was bringt sie denn so "eigenes" rein?
In Phantasy-Regalen erblicke ich übrigens grundsätzlich immer einen Wolfgang Hohlbein. Was ist das denn für ein Kauz? Standardgeschichten mit drachenkämpfenden Kriegern oder sogar was Kreatives?

: : .... Mrs. George scheint übrigens wirklich sehr genau recherchiert zu haben, und von der Sprache her gefällt sie mir auch recht gut.
: Dann sollte ich ihr bei Gelegenheit vielleicht noch eine Chance geben?
Ein endgültiges Urteil steht noch aus, aber vorläufig würde ich die Frage bejahen. Da ich es hier mit einer Lebensbeschreibung zu tun habe, fehlt mir natürlich ein bißchen die klassische Erzählstruktur mit action und so. Verbotenerweise habe ich mir die Enthauptungsszene schon mal angeschaut, weil ich eigentlich nicht so auf Tragödien stehe. Aber die ist recht gut, ohne Schmalz und Pomp, und man erfährt ausführlich, wie der Henker den Kopf an den Haaren hochhalten will und er zu seiner Überraschung plötzlich nur noch die Perücke in der Hand hält.

: : Ich hatte so den Eindruck, das ist eigentlich nur pure Rache von Gelis (wofür eigentlich?). Und gerade deswegen konnte ich null verstehen, wie Nick sich mit einer zusammentut, die aus solch niederen Beweggründen so etwas veranstaltet.
: Naja, sie empfindet ja auch was für ihn, nur unterdrückt sie die positiven Gefühle recht lange.
Ich muß ehrlich zugeben, daß in dieser Hinsicht meine Diskussionskompetenz an enge Grenzen stößt. Ich fand es einfach nur unlogisch, daß Nick Gelis nicht zum Teufel jagt, weil sie so etwas veranstaltet. Ich meine, das ist doch furchtbar verletzend, was sie tut, gerade WEIL er sich in sie verknallt hat. Offensichtlich scheinen sich die zwei später ja dann doch noch zu arrangieren?

: Wäre interessant, was Lymond mit Jerott gemacht hätte, wenn er nach Rußland gekommen wäre. Ich tippe auf Erwürgen.
Daß Jerott nach Rußland kommt, hätte Güzel sicherlich am allerwenigsten gefallen. Sie hätte ihn erwürgt, aber vermutlich nicht UHH. Der wäre möglicherweise etwas entnervt, aber andererseits vielleicht auch ganz erfreut gewesen.

: Da fällt mir noch was ein. Irgendwie fehlen da Querverbindungen der Leute abhängig von Lymond. ZB ist es irgendwie komisch, daß Jerott Joleta zum ersten Mal in Schottland sieht. Und wo kommt eigentlich D'Harcourt auf einmal her?
D'Harcourt hat sicherlich die Spur von Lymond aufgenommen, um dann geschickt zu St.Mary's zu stoßen. Und ich frage mich, wie oft Johanniterritter erlaubt ist, in klösterlich-weibliche Anwesen einzudringen, trotz ihrer mönchischen Einstellung? Es gab doch eigentlich keinen speziellen Grund, warum Jerott die junge Frau hätte treffen sollen, oder?

: Ist übrigens reichlich unnett, wie er am Ende von RC (Oh Gott, schon wieder fast fertig ...) versucht, den Verdacht auf den armen Danny H. zu lenken.
Ach, das ist für mich mehr oder weniger ein klassischer Kunstgriff. Da wollte die DD nur die ganze Entlarvung noch ein bißchen herauszögern, um die Spannung zu erhalten.

: Diese ganze Vannes-Papiere-Affäre ist mir beim ersten Mal ganz entgangen. War ich bewußtlos beim Lesen?
Die story fand ich eigentlich recht spannend. Zumal vor der großen Befragung am Schluß herauskommt, daß auch Helden manchmal irrational sind... das hat der Gefahr, in der P schwebte, meiner Ansicht nach noch einen zusätzlichen Reiz gegeben.

: Muß ich schauen. Bin schon überzeugt und werde CM gleich nachher lesen. Wenn ich dann kollabiere bist Du schuld!
Diese Last kannst Du meiner zartbesaiteten Seele doch nicht aufbürden wollen! Falls es Dir beim Abreagieren hilft, dann speie einfach noch ein bißchen weiter Gift und Galle über den Herzschmerz.

: Weil er ihn aus dem Wasser gezogen hat, als er sterben wollte. Er denkt, daß Lymond immer noch sterben will und er ihm einen Bärendienst erwiesen hat. Also gibt er ihm eine "zweite Chance".
: Idiotisch, ohne jeden Zweifel - und wie kommen Austin und Marthe dazu? -, aber ihn kann ich verstehen.
Oh, ich hatte mir da die Theorie zurechtgelegt, daß Jerott vielleicht Richard beschützen will? Ein gestandener Lord mit Kind und Kegel ist in diesem Fall vielleicht doch ein tragischeres Opfer als ein jung-dynamischer Single, der sowieso einiges auf dem Kerbholz hat.
Die Frage mit Austin und Marthe verstehe ich nicht ganz (und aus Rücksichtnahme auf andere würde ich dieses Thema auch ungern hier bis in alle Einzelheiten diskutieren).

: Ach ja. Wenn ich mich recht erinnere, weiß Philippa, daß er die Ehe mit ihr nicht aufrechterhalten kann. Und die einzige Scheidungsmöglichkeit ist ihre Jungfräulichkeit. Und da geht sie hin und opfert diese Bailey? Sodaß Lymond wirklich nur noch sterben kann, um sie von ihm zu befreien? Sehr konsequent.
(grins)
Was heißt das - P weiß, daß er die Ehe mit ihr nicht aufrechterhalten kann? Ich hatte den Eindruck, er macht ihr sehr deutlich, daß er die Ehe ihr zum Gefallen anullieren läßt?
Und zu der Opferung: Findet diese nicht statt, nachdem P lauthals verkündet, sie will die Ehe eigentlich garnicht aufgelöst haben? Vielleicht dachte sie ja, UHH könnte seine Karriere woauchimmer fortführen, obwohl er verheiratet ist. Nette Damen hat er ja schließlich schon immer überall gefunden. Worum es ihr bei der Opferung geht, ist wohl nur noch seine sonstige, außereheliche Zukunft, die durch die Papiere bedroht ist. Daß L danach mehr oder weniger dahinsiecht, also daß P ihn mit ihrer Heldentat so gut wie umbringt, erfährt sie schließlich erst in Sevigny von Marthe.

: :Aha, da fällt mir nochwas ein:
: Hat Lymond sich an der Frau des Dieners ausgetobt, sozusagen also Ersatzbefriedigung betrieben? Oder ist es einfach nur sein Anblick, bei dem Fippy schlecht wird? (ich würde ja eher in Ohnmacht fallen...)
: Dazu kann ich leider auch nichts sagen. Vielleicht in ein paar Tagen ...
Hoffentlich! Allein kapiere ich dieses Ding nämlich überhauptnicht.

: Was anderes. Mir graut zwar jetzt schon vor der Liebesleidgeschichte, aber, da kann man sagen, was man will, die Szene in RC, wo Lymond merkt, daß er sich in sie verliebt hat, und wie er darauf reagiert, das ist wunderbar geschrieben.
Oui, oui. Ein der wenigen Szenen, wo man GANZ TIEF bei ihm hineinblicken kann, ohne daß andere ihn über seine Motive ausquetschen; wo man jeden einzelnen seiner Gedanken auf einem Silbertablett serviert bekommt. Und ohne Geschmalz.

Kathrin



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