Abgeschickt von Kerstin am 01 September, 2006 um 16:36:36:
Antwort auf: Re: Neues von Klett-Cotta von Edith N. am 01 September, 2006 um 10:31:48:
Edith:
: Ein Verlag ist nun mal ein Wirtschaftsunternehmen, und wenn die Kletts nur an den bisherigen Fanclub und ein ein paar Historikerinnen verkaufen, ist das Projekt gescheitert. Das *muss* auch auf die Massen zielen, damit die auch was dran verdienen.
Und genau das ist m.E. das Problem. Dunnett ist nun mal nicht unbedingt massentauglich. Selbst in GB/USA war sie nicht gerade ein Bestseller. Statt Massenmarketing wäre hier wohl eher zielgruppengerechtes Marketing angebracht. Und wenn Klett-Cotta wirklich denkt, die Zielgruppe für DD seien die Leserinnen von "Woman" und der Schweizer Illustrierten, na dann gute Nacht! Empörte Leserrezensionen, die DD in der Luft zerreißen, weil die Autorin erwartet, dass man selbst mindenken muss (zu viele Handlungen, zu viele Nebenfiguren, nix wird erklärt und überhaupt ist's viel zu umständlich geschrieben, für so einen schlechten Roman ist das Leben zu kurz und man würde sich jetzt lieber wieder *guten* historischen Romanen wie Penman und Gabaldon zuwenden...), kennen wir ja auch aus dem englischsprachigen Raum zur Genüge.
Die Marketingstrategie wäre ja vielleicht noch sinnvoll, wenn es sich um einen einzelnen Roman handeln würde. Hauptsache das Buch ist verkauft, ob der Leser es dann ungelesen im Regal stehen hat, ist ja egal. Ja glaubt denn Klett-Cotta wirklich, irgendeiner der Leser, die 'Niccolos Aufstieg' in der Hoffnung auf ein bisschen Herz-Schmerz und "Sex in schwer ausziehbaren Kleidern" vor bunter historischer Kulisse gekauft haben, würde auch noch in 7 weitere Bücher investieren?
Und die Leserschaft, die an Dunnett wirklich Gefallen finden könnte, wird mit dieser Art von Marketing allerhöchstens vergrault. Ehrlich gesagt, wenn ich Dunnett nicht kennen würde, würde ich das Buch nach den Rezensionen, wie sie Klett-Cotta stolz auf der Website präsentiert, nicht mal mit einer Beißzange anfassen.
Und bevor hier gleich wieder die Elitismuskeule kommt - ich bin durchaus dafür, Dunnett als Unterhaltungsliteratur zu vermarkten. Aber es gibt ja wohl auch da noch Abstufungen. Muss es denn gleich die unterste Schublade sein? Woman und Wiener Kurier - talk about scraping the barrel!!
Soweit ich weiß, hat das letzte p.m. History-Heft auch eine Besprechung drin. Ist zwar auch nicht gerade anspruchsvoll, aber zumindest mal weg von der Bild der Frau-Schiene...
: Und für die Durchschnittleserin sind nicht irgendwelche überkandidelten Renzensenten aus Zeitungen, die sie nicht mal dem Namen nach kennen, geschweige denn, deren Ergüsse sie verstehen, eine Autorität für Leseempfehlungen, sondern die RedakteurInnen *ihrer* bevorzugten Publikumszeitschriften.
Und du glaubst wirklich, diese Leserinnen werden zu Tausenden von Dunnett begeistert sein? Da erlaube ich mir, anderer Meinung zu sein... Wer schon Schwierigkeiten mit der Prosa im Feuilleton der Zeit oder SZ hat, wird mit Sicherheit keine 10 Seiten weit bei Dunnett kommen <g>! Da nützt auch keine Werbung mit dem Sex ...
: Sorry - wenn wir es so intellektuell-elitär machen würden, wie manche von ihnen es gerne hätten, dann würden wir allesamt längst stempeln gehen.
: Gute Bücher zu machen ist eine Sache - sie massenweise zu verkaufen wieder eine andere.
Aber nur durch Marketing wird man keinen Autor, der nun mal etwas anspruchsvoller ist, unter die breite Masse tragen.
Sind wir doch mal ehrlich - die Millionen Ecos, die verkauft wurden, stehen doch zur Mehrzahl ungelesen in den Regalen. Ohne den Film wäre er doch auch ein Autor geblieben, den nur eine Minderheit von Intellektuellen kennt.
Kerstin